Radnetz Jever: Grüne Welle für Radfahrende
Vorschlag für ein Radnetz in Jever
Der Radfahrplan 2021-30 sieht vor, dass der Radverkehr auf allen Straßen auf die Fahrbahn verlagert werden soll. An den Hauptachsen der Stadt sollen Radwege erstellt werden.
Dies ist mein Vorschlag für das Radnetz Jever, und zeigt wie diese Radwege aussehen und wo sie verlaufen könnten. Eine Diskussion ist ausdrücklich gewünscht. Die Streckenführung wird entsprechend laufend angepasst.
Das Radnetz Jever
Der Vorschlag des Radnetz Jever setzt sich aus drei verschiedenen Komponenten zusammen: Einem Innenstadtring um die Altstadt, an die Nord-Süd- und Ost-West-Achsen angelehnte Radhauptrouten und radfreundliche Nebenstrecken.
Die hier dargestellten Streckenführungen sind dabei nicht endgültig zu sehen, sondern sollen eine gute Diskussionsgrundlage bieten. Alle diesen Strecken (die teilweise abseits der Hauptrouten in Nebenstraßen verlaufen) können nach aktuellen Standards gestaltet werden. Eine Übersicht, was gute Radwege ausmacht, habe ich als Goldene Regeln zusammengefasst.
Das Radnetz bringt dabei nicht nur für den Radverkehr Vorteile, sondern auch für Autos und Fußverkehr. Autofahrende müssen sich die Fahrbahn nicht mit so vielen Fahrrädern teilen, weil die lieber auf den guten Wegen fahren. Für FußgängerInnen gibt es bei gemeinsamen Flächen mehr Platz und weniger Konflikte.
Innenstadtring – Alle Wege führen ins Zentrum
Zentraler Bestandteil des Radnetzes ist der Innenstadtring, der einen geschlossenen Kreis um die Altstadt bildet und auf den alle Hauptrouten zulaufen.
Details zum InnenstadtringHauptroute Richtung Westen (Wittmunder Straße)
An der Wittmunder Straße ist in weiten Teilen genug Platz für einen den Standards entsprechenden Weg.
Details zur Hauptroute WestHauptroute Richtung Südwesten (Rahrdum)
An der Bahnhofstraße/ Schützenhofstraße/ Rahrdumer Straße ist der verfügbare Straßenraum über 20 Meter breit. Hier ist genug Platz für einen Vorzeigeradweg.
Details zur Hauptroute SüdwestHauptroute Richtung Südosten (entlang Mühlenstraße)
Die Straße ist nach der Rückstufung zur Stadtstraße vor ein paar Jahren leider nicht zukunftssicher umgebaut worden. Der Radverkehr hat hier auf dem zu schmalen Gehweg eigentlich nichts verloren. Zum Ausbau der Straße gibt es noch die Alternative der Verlegung der bevorzugten Radroute in den Ibenweg.
Details zur Hauptroute SüdostHauptroute Richtung Norden
Hier wird es schwierig. Weil die Straße teilweise ein starkes Gefälle hat und deswegen hohe Geschwindigkeiten erreicht werden, dürfte hier keine Gehwegbenutzung gestattet sein. Eine Alternativroute durch Innenstadtnebenstraßen bis zur Ecke Wangerländische Straße/Schillerstraße ist auch möglich.
Details zur Hauptroute NordNebenstrecken
Die Hauptrouten sollten durch sinnvolle Nebenstrecken ergänzt werden. Dies sind Straßen, durch die die Anbindung der Wohngebiete an die Hauptrouten erfolgt oder aber die als Abkürzungen attraktiv sind. Auch Strecken zur Vermeidung von stärker befahrenen Straßen wie z.B. die Anton-Günther-Straße können sinnvoller Bestandteil der Nebenstrecken sein.
Details zu den NebenstreckenGrundsätzliches
Bei der Planung von Radinfrastruktur muss ganzheitlich vorgegangen werden. Die Planung darf also kein Stückwerk sein, sondern muss einem übergeordneten Plan folgen. Wie es für den Kraftfahrzeugverkehr einen überregionalen Netzplan gibt, muss es dies auch für den Radverkehr geben, nur eben im kleineren Maßstab.
Radverkehr ist zumeist innerstädischer Kurzstreckenverkehr. Ziele sind dabei die Schulen, Kindergärten, Einzelhandel (Supermärkte, aber auch die innenstädtischen Geschäfte), Gastronomie, Gewerbebetriebe und Freizeiteinrichtungen. Diese Ziele sind in Jever fast alle direkt an den Hauptrouten oder in der Innenstadt zu finden.
Die wichtigsten Strecken für den Radverkehr in der Stadt laufen entlang der beiden Hauptachsen West-Ost (ehem. B 210: Wittmunder Str., Elisabethufer, Von-Thünen-Ufer, Mühlenstr.) und Nord-Süd (L 813/K 332: Wangerländische Str., Schillerstr., Elisabethufer, Blaue Str. Bahnhofstr., Schützenhofstr., Rahrdumer Str.).
Der Radfahrplan 2021-30 hat das Ziel, dass grundsätzlich alle Fahrräder auf die Fahrbahn geleitet werden und nur an besonders gefährlichen Streckenabschnitten gemeinsame Geh-/Radwege realisiert werden sollen, wenn die Voraussetzungen stimmen. U.A. müssen diese Wege mindestens 2,50 m breit sein. Dies ist für sich genommen erstmal keine Innovation, sondern bringt Jever nur auf den Stand der jetzt schon geltenden Gesetze und Richtlinien. Auch ohne Radfahrplan sollten diese Vorgaben so umgesetzt werden.
Das Befahren der Fahrbahn ist aber insbesondere für SchülerInnen im Berufsverkehr nicht zuzumuten. Deswegen sollen sogenannte Angebotsradwege an den Hauptrouten erstellt werden. Angebotsradwege sind Radwege ohne Benutzungspflicht, also ohne die Zeichen 237, 240 oder 241, aber auch keine Gehwege mit “Radverkehr frei”. Dies kann nur mit baulichen Maßnahmen geschehen, weil heute an fast keinem einzigen Streckenabschnitt die grundsätzlichen Bedingungen komplett erfüllt werden um solche Radwege einfach auszuweisen. Aber auch Angebotsradwege sollten sich an den gängigen Standards orientieren, schon allein damit sie von vielen Radfahrenden genutzt werden.
Über die Hauptrouten läuft ein großer Teil des alltäglichen Radverkehrs. Die meisten Menschen, die mit dem Rad unterwegs sind, müssen zu ihrem Ziel eine dieser Routen zumindest streckenweise nutzen. Und auch wenn es dort keine Benutzungspflicht geben wird, weil die rechtlichen Hürden dafür zu hoch sind und in Jever nirgendwo erfüllt werden, gilt: Je besser die Angebotsradwege ausgebaut sind, desto mehr RadfahrerInnen werden die Wege freiwillig und oft nutzen - der Radverkehrsanteil erhöht sich dann automatisch.
Sicher ist: Die Gesamtbewertung des Radfahrplans 2021-2030 steht und fällt mit der Lösung der Gesamtsituation an den Hauptstrecken. Nur wenn hier am Ende alle Verkehrsteilnehmer zufrieden sind, kann der Radfahrplan als gelungen eingestuft werden.
Ablauf Ausbau
Ziel ist es, dass Radnetz spätestens im Jahr 2030 mit allen baulichen Umbauarbeiten abgeschlossen zu haben.
Die einzelnen Projekte werden streckenweise umgesetzt, wenn möglich auch parallel zueinander. Da der Innenstadtring entscheidende Bedeutung für das Radnetz hat, sollte er zuerst angegangen werden. Dies ist auch bei der Ausweisung der Fahrradstraßen schnell möglich.
Die Maßnahmen bei den einzelnen Hauptrouten unterscheiden sich in Aufwand und Dauer, deshalb sollte die Planung für die am längsten dauernden und aufwändigsten Maßnahmen zuerst angeschoben werden (z.B. Bahnhofstraße/ Schützenhofstraße/ Rahrdumer Str.) und in der Planungsphase die Umsetzung der anderen Routen (Weg rückwärtig der Mühlenstraße).
Die Routen können in sinnvollen Teilabschnitten realisiert werden. An der Route längs der Wittmunder Straße kann zuerst zeitnah die Ausweisung der Schulstraße und Bachstraße als Fahrradstraße erfolgen und später dann der mit mehr Aufwand verbundene Weg entlang der Wittmunder Straße.
Wichtig ist, dass die Ganzheitlichkeit der Planungen nicht aus den Augen gelassen wird und das nicht unterhalb der Mindeststandards geplant wird. Nichts wäre schlimmer, als wenn die Wege im Jahre 2030 dann nicht genutzt werden, weil sie zu schlecht umgesetzt sind.
Über den Autor
Mein Name ist Oliver de Neidels, ich bin 1979 geboren und wohne seitdem in Jever. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder. Ich bin selbständig und habe ein kleines Unternehmen, das Webseiten wie diese hier baut.
Seit November 2021 sitze ich im Jeverschen Stadtrat und versuche dort (unter anderem) die Verkehrswende in der Kleinstadt voran zu bringen und den Straßenraum ein wenig gerechter zu verteilen.